Eröffnung: 16. November 2021, 18 - 21 Uhr
und nach und nach verbanden sich die dreieckigen Lücken der Parkett-Endstückchen mit dem blauen Dreieck über der Tür und zu einer Idee.
Neun Monate später sind nun 25 leuchtend blaue Dreiecke in der Galerie zu finden. Eines von Palermo, 24 von Milen Till. Als Träger der Malerei wird die Wand bei Palermo zur Erweiterung von Form und Farbe im architektonischen Raum, den er als „eine zum Kunstwerk gehörige Dimension erkannt und mitgesehen“[1] hatte. Dass der Boden nun gleichfalls als Ausgangspunkt einer raumgreifenden Installation dient, ist in diesem Sinne also nur konsequent, ebenso wie die Reaktion auf die vorgefundenen Gegebenheiten: die Anordnung des Parketts und die darin entstandenen Lücken definieren die Form der „kleinen Palermos“ von Milen Till, die Räume ihre Verteilung – und die sich darin bewegenden Betrachter*innen die Visualisierung des großen Ganzen. Die vermeintliche Leere des Raums wird zur Projektionsfläche für Form, Farbe und der eigenen Wahrnehmung.
„Falls beschädigt Plaka dunkelblau Nr. 35. Hrzl. Grüße Palermo.“ ist auf der Rückseite eines blauen Dreieck-Multiples aus Holz des Künstlers zu lesen. Die Produktion von Palermos bevorzugter Farbe wurde inzwischen eingestellt, umso gewissenhafter begab sich Milen Till auf die Suche nach einer geeigneten Möglichkeit, die Ausbesserungen vorzunehmen, die die Hohlräume der kleinen Holzdreiecke zurückgelassen hatten. Palermos Idee, dass sich sein Werk losgelöst von einer Abhängigkeit zur Hand des Künstlers schlicht mithilfe von Anleitungen reproduzieren sollte, wird in Milen Tills Installation (und Edition) nun evident. Seine präzise eingepassten Objekte sind damit nicht nur „Lückenfüller“, sondern ebnen nun im wahrsten Sinne des Wortes auch den Weg für eine sinnliche Erfahrung von Kunst und Raum zwischen dem Jetzt und der Vergangenheit.
Milen Till wurde 1984 in München geboren. Er ist Meisterschüler bei Prof. Gregor Hildebrandt an der Akademie der Bildenden Künste in München. Seine Werke wurden seit 2015 bereits in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen gezeigt sowie u.a. im ZEITMagazin publiziert.
[1] Bernhart Schwenk, Palermo. Pinakothek der Moderne, München, Ostfildern-Ruit 2001, S. 455