„Noch Fragen?“, eine Installation aus Baseball-Schlägern, fest eingebunden in Bahnen aus Camouflage-Stoff, wurde im Dezember 1998 zum ersten Mal gezeigt – es war zugleich die erste Ausstellung mit Olaf Metzel in der Galerie Klüser. Nach mehreren musealen Präsentationen, darunter in Israel, Brasilien und in Duisburg, wo 2010 eine gleichnamige Ausstellung gezeigt wurde, kehrt die Installation nun an ihren ersten öffentlichen Ausstellungsort zurück und demonstriert in dieser Erweiterung des Blickfelds auf Metzels Œuvre dessen beständige Gültigkeit – sowohl zeitlich als auch inhaltlich. Abhängig vom jeweiligen Umfeld und den Lebensrealitäten des Publikums wird die Installation mit unterschiedlichen Formen der Gewalt assoziiert.
Ähnliches trifft auch auf die beiden Arbeiten aus Wellblech zu, die ursprünglich Bestandteile des Ensembles „Sammelstelle“ (1992) waren und sich zu einer Rauminstallation formierten, die an die Ankunftsorte Geflüchteter aus Ex-Jugoslawien erinnern sollte. Zur Istanbul Biennale 2017 hatte das Werk nichts an Aktualität eingebüßt; lediglich der Kontext hatte sich verschoben.
Im Zusammenspiel mit neuen Wandskulpturen aus Aluminium, einem Werkstoff, auf den Metzel insbesondere in den letzten Jahren zurückgriff und innerhalb dieses Werkkomplexes kontinuierlich weiterentwickelte, ergibt sich eine vielseitige Schau, deren Konstante in ihrer gesellschaftspolitischen Aktualität besteht – ungeachtet der Entstehungszeit der einzelnen Arbeiten. Sie sprechen für sich selbst: die visuellen Impulse der Arbeiten lassen Raum zur Interpretation und sprechen zugleich eine deutliche Sprache. Das Vokabular speist sich aus sozialen, politischen, religiösen, aber auch popkulturellen Themen. Metzels Arbeiten treten somit nicht nur formal in den Raum, sondern weiten sich auch auf den Raum gegenwärtiger Diskurse aus.
‚shopping’ wird so zum Parcours durch ein inhaltlich umfangreiches Spektrum aktueller Themen. Nicht zuletzt der Titel der Ausstellung, der zugleich namensgebend für die neueste Werkserie Metzels ist, eröffnet eine breite Palette möglicher Assoziationen. Die collagierten Motive der beiden hier gezeigten Werke stammen aus Mode- und Lifestylemagazinen und reihen sich formal in die Werkgruppe der Wandskulpturen ein, die wie Papier anmuten. Während Zeitungen Abbilder des tagesaktuellen Geschehens sind, zeugen Zeitschriften von den vorherrschenden Normen der Gesellschaft – oder jedenfalls deren Fassade, die es auch bei so manchem Cocktail-Empfang zu wahren gilt.
Mit der aktuellen Ausstellung widmet sich Olaf Metzel einmal mehr den multiplen Facetten unseres Zeitgeschehens und fordert dabei zum aktiven Dialog zwischen Betrachter und Kunstwerk auf: erst die Summe subjektiver Wahrnehmungen ergibt schließlich das kollektive Bild einer Gesellschaft.
Über den Künstler
Der 1952 in Berlin geborene Bildhauer und Objektkünstler Olaf Metzel wird von der Galerie Klüser seit 1998 repräsentiert. Metzel lebt in München und lehrte lange Zeit an der dortigen Akademie der Bildenden Künste als Professor für Bildhauerei. Bekannt wurde der Künstler durch seine raumbezogenen Installationen, die mit ihren aktuellen politischen und sozialen Anspielungen im öffentlichen Raum für Aufsehen sorgten. Für die Werke finden die unterschiedlichsten Gegenstände ihre Verwendung, die innerhalb ihres spezifischen Kontexts symbolisch aufgeladen sind. Dazu gehören zum Beispiel Schrott, Absperrgitter oder ausrangierte Stadionsitze. Neben diesen Monumentalplastiken schafft der Künstler skulpturale Wandarbeiten. Hierfür werden Aluminiumplatten beidseitig bedruckt und anschließend deformiert, gefaltet und verbogen.