Eröffnung: 31. Mai 2022, 18 - 21 Uhr, Georgenstraße 15
hölzerne Querverstrebungen, Schrauben und Winkel öffnen scheinbar einem Blick hinter die Kulisse des Gemäldes, auf die Rückseite der Leinwand. Aber auch die Farbgebung wagt sich in neues Terrain. Kräftige Farbpaletten akzentuieren die abstrakten Bildräume und konstruieren oder camouflieren Begrenzungen. Schraffuren, dynamische Pinselspuren oder andere Indizien manueller Bearbeitung zeugen von der engen Beziehung zwischen Material und Hand. Als nahezu organische Komponente verbinden sie sich zu einem Dialog mit den stets initialen geometrischen Grundformen.
Das gewöhnlich Verborgene in den Vordergrund zu rücken, oder auch einen weiteren Protagonisten durch eine vermeintliche Hauptansicht zu verhüllen ruft ein wiederkehrendes Faszinosum der Kunstgeschichte in Erinnerung. Berühmtestes Beispiel ist wahrscheinlich Cornelis Gijsbrechts’ Trompe-l’oeil der Rückseite eines Gemäldes, das den Blick auf den vermeintlichen Keilrahmen und die rohe Leinwand von hinten lenkt.
Auch Natalia Załuska inszeniert in einigen Werken eine vermeintliche Rückseite, in einigen tatsächlich eine Allansichtigkeit. Das Transferieren von gewöhnlich verdeckten Elementen wie Holzleisten und damit einhergehend auch klar umrissenen Vertiefungen ist ein Mittel, die Dreidimensionalität innerhalb ihrer eigenen Grenzen des Keilrahmens zu verschieben. Oder – wie es bei den hängenden und damit umrundbaren, doppelseitigen Bildern der Fall ist – in den Raum zu erweitern, wobei sich zwei subtil miteinander verknüpfte Lesarten der Komposition offenbaren.
Das Verborgene spielt jedoch auch auf einer weiteren Ebene eine wesentliche und wiederkehrende Rolle in Natalia Załuskas Praxis: denn der Einfluss von Gegenständen und Fundstücken aus ihrer Umgebung, oder vielmehr die darin liegende Erinnerung an bestimmte Orte und Zeiten fließt ebenfalls in ihre künstlerische Arbeit ein. Einige dieser Objekte bindet die Künstlerin direkt in ihre Bilder mit ein, andere stehen in der Ausstellung den neu entstandenen Werken gegenüber. Bereits im Studio besteht eine Verbindung zwischen den Werken und den „objets trouvés“ wie einem alten Hocker (aus Krakau), der Uhr der Großmutter oder dem Metallgerippe eines mutmaßlichen Möbelstücks (aus der Mariahilferstraße in Wien). Doch auch alte Fotos aus Kindertagen dienen als Inspirationsquelle, deren Inhalte als abstrahierte und geometrische Anordnung, in Form von Mustern und Formen in die Werke übersetzt werden.
In ‘Forms of Alteration, Analogue Objects’ präsentiert Natalia Załuska ein neues Kapitel ihres Œuvres, und offenbart dabei nicht nur immer neue Details in ihren Werken, sondern auch Einblicke in ihren Schaffensprozess und ihre Inspirationsquellen.
Ausgewählte Werke
Untitled (2022)
Doppelseitiges Gemälde, Mischtechnik und Collage auf Keilrahmen
120 x 90 x 4 cm
Untitled (2022)
Doppelseitiges Gemälde, Mischtechnik und Collage auf Keilrahmen
100 x 80 x 4 cm
Über die Künstlerin
Natalia Załuska konstruiert ihre von Klarheit und Reduktion bestimmten Werke durch den Einsatz verschiedener Materialien, die sie mittels unterschiedlicher Techniken präzise zu einem geometrischen Formenspiel zusammenfügt. Stets auf der Grundform des Rechtecks basierend entstehen so aus Leinwand und Karton, Acryl und Bleistift vielschichtige monochrome Collagen. Die 1984 in Krakau, Polen geborene Künstlerin faltet, reißt oder schneidet Materialien und ordnet sie zu einem Gefüge, dessen durchbrochene Oberfläche zu neuen Perspektiven auffordert.