„Blick zurück nach vorn“ – besonders in ungewöhnlichen Zeiten wie diesen ein Satz, der als gedankliches Sinnbild individuellste Form und Gestalt annehmen kann. Erinnerungen und Zukunftsvisionen, Nostalgie und Ungewissheit,… oder ein Bindeglied zweier Pole im Hier und Jetzt.
Schon rein räumlich gesehen entsteht allerdings ein „Blick zurück nach vorn“, wenn man durch die Baumkronen des Akademiegartens zur Galerie schaut – oder zurück zur Akademie. Doch nicht nur nachbarschaftlich besteht die Verbindung mit der Akademie der Bildenden Künste in München. Gregor Hildebrandt, der seit einigen Jahren im Programm der Galerie vertreten ist, unterrichtet dort seit 2015 mit großem Engagement Malerei & Grafik. Schon einmal wurde diese Verbindung mit einem zarten Kassettenband von Fenster zu Fenster visualisiert. Dieses Mal besteht – wie schon auf dem Einladungsmotiv zu erkennen ist – direkter Blickkontakt zur Klasse.
Wir freuen uns, im Rahmen von NEUSTART KULTUR und der Förderung von Stiftung Kunstfonds 13 Studierende von Prof. Hildebrandt in die Räume der Galerie Klüser einzuladen und ein Ensemble an Werken zu präsentieren, welche auf unterschiedlichste Weise Perspektivenwechsel erforschen und einfordern.
Während sich dort der Staub längst vergangener Zeiten zu neuen Bildern von Vergänglichkeit zusammenfügt, manifestiert sich der Blickwechsel andernorts in einer Rückbesinnung auf alte Bekannte aus der Kunstgeschichte oder handgearbeitete Gebrauchsgegenstände. Symbole der Vanitas (aber auch des unaufhaltsamen Fortlaufs der Zeit) finden sich in klassischer bis unkonventioneller Interpretation. Fixsterne am Kunsthimmel werden zitiert und neu zusammengesetzt. Ganz persönliche Erinnerungen an besuchte Orte, Motive aus der Kindheit, aber auch die Zeit vor und während der Pandemie fließen ein. Musik wird wortwörtlich zum Träger von Erinnerungen, Klang zur akustischen Übersetzung von komponierten Wörtern. Vermeintlich ebenso ungreifbare Komponenten wie Licht und Reflexion spielen mit der Wahrnehmung des Gegenübers und öffnen auf rein abstrakte Weise den Weg für den Blick zurück nach vorn.
Mit der Ausstellung blicken wir auch im zeitlichen Sinne zurück nach vorn in eine Zukunft, in der die Normalität von „früher“ zurückgekehrt ist und freuen uns auf einen Auftakt mit jungen und vielversprechenden Positionen, kuratiert von Gregor Hildebrandt.
Gefördert durch: NEUSTART KULTUR und Stiftung Kunstfonds
Über den Kurator
Gregor Hildebrandt wurde 1974 in Bad Homburg v. d. Höhe geboren. In seinen Bildern und Installationen verarbeitet er analoge Datenträger. So entstehen aus verformtem Vinyl, Kassettenschachteln oder direkt auf Leinwand angebrachten Tonbändern minimalistische Werke, denen durch die musikalische Vorgeschichte eine weitere, unsichtbare Dimension hinzugefügt wird. Hildebrandt ist seit 2015 Professor für Malerei und Grafik an der Akademie der Bildenden Künste in München. 2016 wurde ihm der Falkenrot Preis des Künstlerhaus Bethanien verliehen. Seit 1998 lebt und arbeitet er in Berlin.