Jan Fabre’s künstlerisches Werk ist gekennzeichnet durch das Streben nach dem Erhabenen und die Suche nach dem Schönen und Vollkommenen. Der menschliche Körper steht dabei im Mittelpunkt. Dem Gehirn als zentralem Organ, welches Sinneseindrücke verarbeitet und unsere Bewegungen und Handlungen steuert, wird folglich mit besonderer Aufmerksamkeit begegnet.
Bereits seit mehr als 10 Jahren widmet sich Fabre intensiv der Erforschung des menschlichen Zerebrums, welches nach Ansicht des Künstlers, der geheimnisvollste Teil unseres Körpers ist.Grundlage der Ausstellung “Do we feel with our brain and think with our heart?“ ist ein langer und intensiver Dialog mit dem Neurowissenschaftler Giacomo Rizzolatti, dem Entdecker der Spiegelneuronen, die die Basis unseres Empathieempfindens bilden. Bis heute bleiben jedoch einige Abläufe, Funktionsweisen und Zusammenhänge des Gehirns unerforscht. Für die Wissenshaft bildet es noch immer eine partielle terra incognita. Der westliche Kulturkreis definiert unsere Persönlichkeit seit jeher über zwei, bis dato als dichotom verstandene Organe: Das Gehirn und das Herz. Gefühl, seelische Empfindung, Intuition und kreativer Prozess wurden von unserer Kultur seit jeher im Herzen vermutet und sind Dreh- und Angelpunkt vieler künstlerischer Auseinandersetzungen über die Bedeutung ganzheitlicher Wahrnehmung von Intellekt und Gefühl. Fabre widmet sich nun, in künstlerischer Herangehensweise und mit dem Fundus eines Wissenschaftlers, der Frage, ob wir mit unserem Herzen denken und mit dem Gehirn fühlen – oder umgekehrt – und nimmt sich der Aufgabe an, dieses Neuland zu erschließen.Die in der Ausstellung gezeigten Arbeiten sind das Resultat dieses intensiven Arbeitsprozesses. Das Herzstück der Ausstellung ist ein vierzehnminütiger Film, in dem Fabre und Rizzolatti unter anderem über Selbstexperimente die Wirkungsweise und Grenzen der Neuronen ausloten. Mit den Skulpturen aus Silikon, gepaart mit verschiedenen Gegenständen, transformiert Fabre das Objekt zum Symbol. Auch die teilweise surreal anmutenden Zeichnungen erkunden in erster Line die Zusammenhänge zwischen Gehirn, Herz und Körper. „Wo Wahrnehmung begriffen wird – sagte Joseph Beuys – da ist Wirklichkeit.“
Über den Künstler
Jan Fabre hat sich nicht nur als bildender Künstler einen internationalen Namen gemacht, sondern auch als Regisseur, Choreograf und Dramatiker. 1958 wurde Fabre in Antwerpen geboren, wo er bis heute ebenfalls lebt und arbeitet. Ebenso vielseitig wie sein Talent ist auch sein künstlerisches Werk. In den 70ern wurde er zunächst durch seine Aktionskunst bekannt. So verbrannte er Geldscheine und fertigte aus der Asche Zeichnungen an. Wenige Jahre später setzt sich Fabre intensiv mit der Bildhauerei auseinander. Hierfür lässt er sich von flämischen Altmeistern inspirieren. Der Körper und seine Anatomie stellen für ihn seither eine konstante Thematik dar. Für manche plastische Arbeiten greift er auf rein traditionelle Materialen wie Marmor und Bronze zurück, andere Werke lässt er aus Silikon entstehen oder versieht sie mit schillernden Käferpanzern. Neben diesen skulpturalen Arbeiten entstehen auch zahlreiche Zeichnungen mit Kugelschreiber, wofür nicht nur Papier, sondern auch Objekte und Architekturen als Untergrund dienen. Viele seiner Werke befinden sich in internationalen Sammlungen wie dem Kunstmuseum Basel, den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen München, dem Stedelijk Museum in Amsterdam und dem Louvre in Paris. Von der Galerie Klüser wird Fabre seit 1994 repräsentiert. Die Galerie hat diverse Museumsausstellungen des Künstlers unterstützt und organisiert. Sie ist außerdem Herausgeber von mehreren Editionen.