VARIOUS OTHERS 2019: Galerie Klüser X SPERONE WESTWATER
Wir freuen uns, ein Ensemble unterschiedlichster künstlerischer Perspektiven auf die reale wie mythische Fauna zu präsentierten, und in Kooperation mit der New Yorker Galerie Sperone Westwater William Wegmans berühmte Hundeporträts erstmals in München zu zeigen.
William Wegman (*1943 in Holyoke, MA), der insbesondere für die Inszenierung seiner Weimaraner-Hunde im Stil menschlicher Porträtfotografie bekannt ist, ist mit fünf charakteristischen Werken vertreten, die in der Galerie Klüser 2 zu sehen sind.
Weitere fotografische Tierdarstellungen stammen u.a. von Ute Klophaus, deren Aufnahmen die Aktionen ‚wie man dem toten Hasen die Bilder erklärt‘ (1965) und ‚Titus / Iphigenie (1969)‘ von Joseph Beuys dokumentieren, oder Claudio Abate, der Jannis Kounellis’ Aufsehen erregende Ausstellung zwölf lebender Pferde (1969) in der römischen Galleria L’Attico fotografierte. Auch Olaf Metzels schwarzes Pferd an einem menschenleeren Strand wirkt wie eine perfekte Inszenierung eines surrealen, vielleicht sogar dystopischen Szenarios. Tatsächlich war es jedoch ein zufällig so vorgefundener Moment an der Adria-Küste, die der Künstler bei einem seiner Aufenthalte in Italien einfing. Cindy Sherman wiederum porträtiert sich selbst hinter tierischer Maske und erinnert hier zugleich an die hohe Wertschätzung, die Beuys den Tieren entgegenbrachte (1986, aus dem Portfolio ‚Für Joseph Beuys‘).
In den Räumen der Galerie Klüser 1 laden Arbeiten der Galerie sowie der Sammlung Klüser zur Erkundung zeichnerischen, malerischen und skulpturalen Schaffens der letzten fünf Jahrzehnte ein – mit der Ausnahme eines etwas älteren Dinosaurier-Eis. Domestizierte wie wilde Tiere sind darin Protagonisten verschiedenster Art und zeigen sich in gegenständlicher wie abstrakter, ideeller wie materieller Gestalt.
Im Œuvre von Joseph Beuys spielt die Darstellung von Tieren eine bedeutende Rolle. So zum Beispiel auch die Honigbiene: die mit dem Insekt assoziierten Aspekte der Arbeit, Energie, sozialer Struktur und Produktion übertrug Beuys in seine Theorien der Sozialen Plastik. In Jan Fabres Werk ist der Prachtkäfer (oder vielmehr dessen schillernder Panzer) als Symbol der Metamorphose ein wiederkehrendes Motiv. Gregor Hildebrandts frühe Arbeit „Wie die Motten ans Licht“ ist hingegen ein poetischer Vorbote seiner künftigen Werke, in deren Zentrum stets die Musik steht.
Stephan Balkenhol schuf speziell für die Thematik dieser Ausstellung eine neue Skulptur.
Ein ganzer Raum ist Julian Rosefeldts Arbeit ‚Das Wort ist immer die Avantgarde der Handlung’ (2018) gewidmet, in der der Künstler die politische Symbolik des Pferdes im kunsthistorischen Kontext in die gegenwärtige Situation in Italien übersetzt. Reiterlos galoppieren vier Pferde durch Rom, auf ihren Schabracken Auszüge der italienischen Verfassung. Rosefeldt hinterfragt die Dynamik der aktuellen Politik Italiens, aber auch der Tendenzen vieler weiterer Regierungen Europas. Knapp 50 Jahre nach Kounellis wurden auch diese vier Pferde als Teil des Kunstwerks in der Fondazione Memmo in Rom gezeigt. Wir freuen uns, in ‚Il Mondo Animale’ den dazugehörigen Film und die zentralen drei Pferdedecken präsentieren zu dürfen.
‚Il Mondo Animale’ eröffnet den Blick auf die künstlerische Auseinandersetzung mit der Tierwelt, die beständige Aktualität des Themas und die mannigfaltigen Erscheinungsformen des Tiermotivs in der zeitgenössischen Kunst.